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Ich bin mir Nah(verkehr).
Ich bin mir nah.
So nah, ich könnte mir fast am Nächsten sein.
Wenn man so will und ich will jetzt so:
Ich bin mir selbst am nächsten.
Also Ich. Ich spreche von mir. Dem Ich, als reine und pure und längst nicht mehr so sehr unschuldigen Idee meines Selbst, das hier steht und weiß und denkt und fühlt, bin ich mir am nächsten.
Wenn wir dies einmal annehmen, und wir uns von uns selber abnehmen, abheben, dann:Plötzlich: Stehe ich neben mir. Dann stehe ich daneben und blicke mich an.
Bringe Raum und Zeit dazwischen, setze mich mit mir selber an einen Tisch und mit allem auseinander. Ich blicke umher und sehe - schon viel zu lange - nicht mehr aus meinen Augen, ich sehe aus den Augen, die nicht meine sind, aber vorgeben mir zu gehören. Ich sitze mir selber gegenüber. Auf der anderen Seite.
Wie, ja wie soll ich mir, mir selbst, meinem Wesen, meiner Idee, jetzt noch nah sein? Geschweige denn am nächsten? Die Idee von mir unterbrochen durch Stuhl, Tisch, Zimmer, Zeit und noch viel mehr, was ich da plötzlich so sinnfrei und unbedacht in den Raum geworfen habe und jetzt nicht mehr weiß aus welcher Schublade ich welchen Pulli, der nicht mehr passt, nicht mehr passend gemacht, nie wieder passend wird, welche Notiz, irgendwann geschrieben in vergangenen Momenten, diese Minute, jene Stunde, gezogen, gestopft, ja irgendwo hergeholt habe. Das Etikett klebt noch an mir dran. 19,99€. Minus 30%. Ich nahm mich mit, verstaute mich zwischen Gestern und Morgen und habe gehofft, dass ich…Und jetzt? Jetzt liegt alles hier. Alles, irgendwo. Und ich steh am anderen Ende und bin mir nicht mehr nah. Noch weniger fern. Ich bin da. Irgendwie. Dazwischendrin.
Hier liegt so viel rum. Es liegt so viel Lärm in unserem Schweigen, so viel Flut in meiner Ebbe, da ist etwas Himmel am Boden, ein Haar in deiner Suppe, ein Restschluck Wein. Er hat mir eh nicht geschmeckt. Du hast mir eh nie geschmeckt. Zwischen mir, dir, uns, ich mir gegenüber - verstreut. Hier ist es laut.
Ich wollte das gar nicht so, Ich wollte doch anders. Ich, du und die eigene Schuld liegt in den fremden Schuhen. Mein Blickt fällt und legt sich daneben. Regungslos möchte er reden, doch alles, was ich sagte, habe ich verschwiegen, habe ich vermieden. Sagte ich zu mir, zu Blättern und ich stehe im Haufen, im Chaos, in der Idee und räume mich selbst in fremde Schubladen zurück.
Versuche mich Schritt für Schritt für Tag und Nachtschatten durch mich selbst zu bringen. Zurück zum Nahsein. Zum nicht mehr daneben stehen. Zum in mich gehen und zurück aus mir heraus, damit ich erneut daneben stehen kann und zusehe, wie ich mir selbst fern bin, aber nah sein will und diese Idee aus den Heften radiere, als wäre sie nur ein falsches Wort in einem langen Satz, der irgendwann kein Ende mehr fand.
Ich habe mich zerstreut. In Momenten, die jetzt Schubladen sind, einer Kommode, die ich mich selbst genannt habe. 19,99€. Minus 30%. Ich nahm mich mit, verstaute mich zwischen Gestern und Morgen und habe gehofft, dass ich –
Ich habe gelogen.
Ich bin mir nicht am Nächsten. Ich kann es gar nicht sein - so wie ich - so wie wir - nie waren, weiß ich, dass ich mehr daneben und gegenüber und drumherum als wirklich in mir drin.